Bach als Grundnahrung – der Bach-Verein Köln
Schon längst hat sich herumgesprochen, dass der Bach-Verein Köln zu den Spitzenchören der Domstadt zählt. Und auch wenn der große Komponist, den der Chor im Namen trägt, eine feste Säule des Programms ist und dessen Werke und Werte Grundlage seiner Gründung, so steht der Chor doch mittlerweile vor allem für klangliche Vielseitigkeit und programmatischen Ideenreichtum. Thomas Neuhoff, künstlerischer Leiter dieses Kölner Konzertchors, spricht von „bachfreien Zonen“, die den Klangkörper herausfordern und weiterbringen. So werden von Zeit zu Zeit ganz unkonventionelle Projekte realisiert und auch für Erstaufführungen zeitgenössischer Werke wird der Chor gefragt. J.S. Bach jedoch und Alte Musik ganz allgemein bleiben Herzensanliegen des Chores, der seit 1931 existiert und unter namhaften Dirigenten aufgetreten ist. Die Werke Bachs sind Grundnahrung und rangieren im musikalischen Anspruch ganz oben. Es gibt wenig vergleichbar Schweres, sagt Thomas Neuhoff über Bachs h-Moll-Messe. Und ganz selbstverständlich, dass die Erkenntnisse der historischen Aufführungspraxis in die Interpretationen des Bach-Vereins einfließen.
Seit 2006 tut der Bach-Verein Köln sich durch die Realisierung musikalischer Schülerprojekte hervor. Dabei geht es darum, kulturhistorisches Bewusstsein nicht nur kognitiv, sondern auch emotional erfahrbar zu machen. Die Bandbreite des hierfür erarbeiteten Materials ist beeindruckend. Sie reicht von dem Projekt „Saint Nicolas“ aus der Feder Benjamin Brittens über den libanesischen Komponisten Rabih Lahoud, dessen „Joseph-Lamento“ im Rahmen einer musikalischen Betrachtung des Themas EXODUS präsentiert wurde, bis hin zur Auftragskomposition „Die Mädchen von Theresienstadt“ von David Paul Graham. Nachwuchsförderung wird beim Bach-Verein Köln wirklich ernst genommen und an eigenem Nachwuchs mangelt es dem Spitzenchor deshalb auch nicht. Junge und erfahrene Stimmen verbinden das 60-köpfige Ensemble zu einem ausgewogenen Klangkörper, dessen starkes Engagement mit größter Anerkennung belohnt wird.
Text: Christina v. Richthofen
Bildnachweis: Martin Füg